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„Vergesst die hinter uns nicht!“
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„Vergesst die hinter uns nicht!“

Vor zehn Jahren, am 4./5. September 2015, machten sich tausende Flüchtlinge vom Budapester Bahnhof Keleti zu Fuß auf den Weg nach Deutschland

Vor zehn Jahren, am 4./5. September 2015, machten sich tausende Flüchtlinge vom Budapester Bahnhof Keleti zu Fuß auf den Weg nach Deutschland

Die Autobahn aus Ungarns Hauptstadt Richtung Westen war zwei Tage lang voll mit Menschen, die vor allem aus Syrien über die sogenannte Balkanroute Zuflucht in Westeuropa suchten. Erst später schickte die deutsche Bundesregierung Busse, um die Menschen aufzunehmen.

Angela Merkels Satz „Wir schaffen das“ setzte in dieser Zeit neue Meilensteine in der deutschen Flüchtlingspolitik. Luftfahrt ohne Grenzen/Wings of Help e.V. (LOG/WoH) hatte sich damals nach Budapest aufgemacht, um den verzweifelten Menschen zu helfen.

Frank Franke, Präsident der Hilfsorganisation, der den Einsatz leitete, meinte: „ Merkels Satz „Wir schaffen das“, sorgte später für Verwirrung und Diskussion.

Der nächtliche Einsatz für Menschen in großer Not, bleibt aber eine Tat humanitären Handelns. Das Team aus Frankfurt am Main war mit vier Lieferwagen unterwegs und versorgte die Flüchtlinge, die im strömenden Regen auf der Autobahn unterwegs waren,  mit Lebensmitteln und Kleidung. Unterstützt wurde LOG/WoH von einer engagierten Spenderfamilie aus Bad Vilbel. Am Budapester Bahnhof Keleti bot sich ihnen ein Bild von Chaos und Leid: verwundete Eltern auf der Flucht, Kinder, die in Einkaufswagen transportiert wurden, und neugeborene Babys, die nach ihren Müttern weinten. Der mitgereiste Sohn der unterstützenden Spenderfamilie, die auch die Lieferwagen gestellt hatte, sagte: „Hier darf man nicht wegschauen, man muss einfach helfen!“ Beim Verteilen der Hilfspakete hörten die Helfer häufig den Satz: „Vergesst nicht die hinter uns.“ Unter den rund 7.000 Menschen wurde das Nötigste geteilt.

LOG/WoH und privat engagierte Bürger aus Budapest begleiteten den Menschenstrom, bis die Busse kamen und die Flüchtlinge nach Deutschland zur Erstversorgung brachten – im Klima einer vollends überzeugten Bundesregierung: „Wir schaffen das!“ Auch zehn Jahre später ist LOG/WoH weiterhin in Flüchtlingseinsätze involviert, insbesondere in den Lagern des östlichen Mittelmeerraums. Der Einsatz auf der Autobahn ab dem Budapester Bahnhof Keleti prägt bis heute die Arbeit der Frankfurter Hilfsorganisation, die seit 22 Jahren besteht und Hilfseinsätze in rund 35 Ländern an Katastrophenschauplätzen geleistet hat. Ihr Leitgedanke lautet: „Friends in need are friends indeed.“ Die beherzte Tat in Budapest gehört zweifellos dazu und unterstreicht: Nur die Tat schafft wirklich Hilfe.

Interviewpartner:
Frank Franke, Präsident LOG/WoH, der die Hilfe damals persönlich begleitete.
Telefon: 0172-6099499
E-Mail: f.franke@wingsofhelp.org