Ein Jahr nach der Flutkatastrophe hemmen bürokratische Hürden den Wiederaufbau. Die Frankfurter Organisation “Luftfahrt ohne Grenzen” kam mit praktischer Hilfe zur Feierstunde.
Frankfurt -Vor einem Jahr verheerte eine Flutwelle das Ahrtal. Wer heute durch das Tal fährt, sieht: Überall wird gebaut. Die Bundesstraße, die sich durch das Tal schlängelt, ist an etlichen Stellen nur einspurig befahrbar, daneben stehen Baumaschinen und richten die Straße wieder her. Doch vieles ist noch zu tun.
Dirk “Blackie” Schwarz, Chef der Freiwilligen Feuerwehr Bad Bodendorf, einem Stadtteil von Sinzig, hat viele der Hilfsmaßnahmen vor einem Jahr koordiniert. “Wir hatten das Glück, dass Sinzig ganz am Ende des Ahrtals liegt, dort, wo es 800 Meter breit ist”, sagt der Busfahrer. Weiter drinnen – in Rech, in Dernau, in Marienthal – ist das Tal schmaler. “Dort ist die Welle bis zu zwölf Meter hoch gestiegen.” Sie hat Häuser beschädigt oder weggerissen, Brücken, die komplette Ahrtalbahn. “Die ersten 15 Kilometer sind inzwischen wieder befahrbar – einspurig”, sagt Schwarz. Tiefer drin im Tal, zwischen Rech und Lach, führt die Steinbrücke der Bahn über die Talstraße. Doch die Gleise fehlen, ein Jahr nach der Katastrophe, noch immer.
“Viele Menschen, auch Kinder, haben sich umgebracht”
Schwarz schätzt die Situation pessimistisch ein: “Wir haben viele Menschen, auch Kinder, die sich im vergangenen Jahr umgebracht haben. Ob es an Corona lag oder an dem Stress durch die Katastrophe, weiß ich nicht. Aber es hat uns alle mehr mitgenommen, als wir gedacht haben.”
Holzhaus trieb auf den Fluten davon
Schwarz hat in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli viele tragische Momente erlebt. “Hier”, sagt er, und deutet in Heppingen auf eines der vielen leeren Grundstücke zwischen zwei Baustellen, “stand ein Holzhaus. Es ist von der Welle wie ein Boot angehoben worden und an uns in Sinzig vorbeigetrieben.” Der Mann wurde schwer verletzt aus den Fluten geborgen. Frau und Tochter sind ertrunken. Schwarz macht nicht viele Worte. Aber inzwischen, nach einem Jahr, sind viele Menschen im Ahrtal enttäuscht. “Uns wurde rasche Hilfe versprochen. Und viele haben eine Erste Hilfe erhalten, finanziell. Das war es dann aber, seitdem gab es nichts mehr. Die Menschen sind verschuldet und ärgern sich mit den Versicherungen herum.” Alleine vier Mitarbeiter der Kreisverwaltung in Bad Neuenahr seien nur damit beschäftigt, die komplizierten Anträge auf Hilfe auszufüllen. “Die werden dann zurückgeschickt, wenn irgendetwas nicht richtig ausgefüllt wurde, dann geht es wieder mehrere Wochen, in denen nichts geschieht.” Schwarz schätzt, dass der Fastnachtswagen, den der Düsseldorfer Jacques Tilly gebaut hat, die Stimmung richtig wiedergibt: Die drei Affen sind zu sehen.